4. Bezirk, Erzherzog Johann-Platz

Auf der Wieden stand bereits um 1211 eine Kirche, die dem heiligen Antonius geweiht war. Herzog Leopold der Glorreiche schenkte die Kirche dem Orden des hl. Geistes. Im Jahr 1529 wurde die Kirche während der ersten Türkenbelagerung zerstört, was zur Zerstreuung des Ordens und fast zur Auflösung seiner Gemeinschaft führte. Im Jahr 1627 legte Kaiser Ferdinand II. den Grundstein für eine neue Kirche. Zur gleichen Zeit berief er die Brüder des Ordens des heiligen Franz von Paola – die Paulaner – nach Wien. Auf Wunsch des Ambrosius de Renz, eines Gesandten der Spanischen Niederlande, wurde die neue Kirche diesen Mönchen übergeben. Gleichzeitig legte der Thronfolger des Kaisers, der spätere Ferdinand III., den Grundstein für ein dazugehöriges Kloster.

Im Jahr 1651 war der Bau der Kirche abgeschlossen, und Bischof Philipp Friedrich Graf von Breuner weihte sie zu Ehren der heiligen Schutzengel. Während der zweiten Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1683 befahl Graf Starhemberg, die Paulanerkirche und das Kloster zu zerstören. Diese vorsorgliche Massnahme sollte verhindern, dass die Türken von hohen Gebäuden ausserhalb der Stadtbefestigung aus die Innenstadt unter Beschuss nehmen konnten. Nach der Belagerung wurde die Kirche zusammen mit dem Kloster im frühbarocken Stil wiederaufgebaut, wobei Architekt und Baumeister bis heute unbekannt geblieben sind, da in den Pfarrakten keine entsprechenden Dokumente hinterlegt worden waren. Im Jahr 1855 wurde hier der Leichnam August Lanners eingesegnet, der am 27. September im Alter von nur 20 Jahren verstorben war.

Die Fassade der Paulanerkirche ist schlicht gehalten, während der barocke Innenraum in Form einer Basilika gestaltet ist. Das Langhaus wird von Seitenkapellen gesäumt, zwischen denen Pilaster mit aufwendigen Kapitellen die Architrave tragen. Die gewölbte Decke im Langhaus ist schmucklos, wodurch das einfallende Licht reflektiert wird und den Raum angenehm erhellt. Besonders zu erwähnen ist das grosse Deckengemälde im Altarraum, welches im Zentrum eine Friedenstaube im göttlichen Licht zeigt. Der breite Hochaltar, der mit reichem figuralem Schmuck versehen ist, wurde von der Wiener Lakaienbruderschaft gestiftet und im Jahr 1718 vollendet. Das grosse Altarblatt zeigt die Kreuzigung Christi.

Die beiden ovalen Gemälde über den von Sprengwerk bekrönten Durchgangsportalen in der Seitenkapelle mit dem Kreuzaltar wurden in jüngerer Zeit restauriert und konserviert. Sie zeigen eine Szene, in der ein Engel den herbeigeeilten Frauen das leere Grab Christi offenbart, sowie eine Darstellung von Christus als Gärtner. Diese Werke stammen wurden 1745 von Paul Troger geschaffen. Die Kanzel an der linken Seitenwand, gefertigt aus dunklem Holz, ist mit reich vergoldetem Figurenschmuck auf dem Schalldeckel versehen. Im Kanzelkorb sind goldene Reliefs eingelassen.
