Palais Windisch-Grätz

14. Bezirk, Linzer Strasse 452

planet-vienna, die villa windisch-graetz in penzing, ehemaliger wohnsitz der erzherzogin marie elisabeth

Hinter Bäumen an der Linzer Strasse, gegenüber des so genannten Europahauses, steht ein biedermeierliches Gartenpalais, das im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts vermutlich als Sommerfrische für die Freiherrenfamilie Lederer-Trattner errichtet worden ist. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die anfänglich bloss eingeschossige Villa in den Besitz einer Familie Hlawatsch über, ehe sie 1891 von August Ritter von Miller zu Aichholz erworben und um ein Stockwerke erhöht wurde. Seiner Familie gehörte ab 1894 das etwas versetzt auf der anderen Strassenseite liegende Schloss Miller-Aichholz. Ursprünglich gehörte zum Biedermeierpalais ein Garten, welcher um das über Fünffache so gross war wie der heutige.

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Im Jahre 1929 kaufte Erzherzogin Elisabeth Marie, die einzige Tochter von Kronprinz Rudolf und Stephanie von Belgien, das Palais an der Linzer Strasse und liess es von Hubert Gessner umbauen. Die Erzherzogin hatte nach ihrer Scheidung von Otto Fürst von Windisch-Grätz den sozialdemokratischen Politiker Leopold Petznek kennen und lieben gelernt. Elisabeth Marie liess das Gartenpalais mit dem Mobiliar aus ihrer Wohnung im Wiener Weissgerberviertel und aus ihrem Schloss in Schönau, welches sie verkauft hatte, ausstatten. Elisabeth kümmerte sich liebevoll um ihr neues Zuhause in Penzing (damals noch zum Bezirk Hietzing gehörend), verbrachte viel Zeit mit der Gestaltung und Pflege des Gartens.

Die Stadt Wien kauft das Anwesen

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges musste Elisabeth Marie ihr Haus der Französischen Besatzung überlassen. Erst 1955 erhielt sie es zurück und konnte es mit Leopold Petznek, welchen sie 1948 gehehelicht hatte, wieder beziehen. Nach dem Tod ihres Mannes 1956 verkaufte Elisabeth Marie das Palais an die Stadt Wien, sicherte sich jedoch das Wohnrecht. 1969, drei Jahre nach Marie Elisabeths Tod, wurde das Palais mitsamt Garten von einem Bankinstitut erworben.

Das herrschaftliche dreigeschossige Gebäude wurde 1995 umfassend saniert und inwendig neu adaptiert. Auf Seite der Linzer Strasse tritt ein Mittelrisalit weit hervor. Gartenseitig ist der Mittelrisalit pilastergegliedert. Das Relief im flachen Dreiecksgiebel zeigt Venus und Adonis. Eine ausladende Altane mit schmiedeeisernem Geländer wird von toskanischen Säulen getragen.

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Von der Eingangshalle mit flacher Stichkappentonne führt eine Treppe mit Eisengeländer ins obere Geschoss. In einigen Räumen haben sich originaler Empirestuck und die ursprünglichen Fenster erhalten. Ein Rokoko-Cheminée, einige Türen und Kamine sowie ein Luster sind weitere erhaltene Ausstattungselemente. Zum Palais gehört auch der eingeschossige Nebentrakt direkt an der Strasse mit Dach-Adikula und rückseitigem Arkadengang. Er ist im 3. Viertel des 19. Jahrhunderts hinzugebaut worden. Heute hat im Palais Soka Gakkai International Österreich, der Verein zur Förderung von Frieden, Kultur und Erziehung, seinen Sitz.