Palais Wilczek

1. Bezirk, Herrengasse 5

planet-vienna, das palais wilczek in wien

Erbaut wurde das Palais Wilczek etwa um 1719 für Johann Brassican vermutlich vom Architekten Anton Johann Ospel. Um 1728 kam das Palais in den Besitz des niederösterreichischen Landmarschalls Carl Ignaz Lempruch (Lembruck). Der Wiener Bankier und Kaufmann Hieronymus Löschenkohl soll von dem Palais Wilczek zur Gestaltung seines Regensburger Stadthauses inspiriert worden sein, mit dessen Planung und Erbauung er den Linzer Johann Michael Prunner, ein Schüler Johann Lucas von Hildebrandts, beauftragte.

planet-vienna, hans wilczek
Hans Wilczek

Der Namensgeber des Palais war Graf Franz Joseph Wilczek, welcher das Haus um 1825 kaufte. Sein Enkel Hans Nepomuk Graf Wilczek (1837-1922) war eine stadtbekannte Persönlichkeit und leidenschaftlicher Kunstsammler. Er soll über zwei Meter gross gewesen sein, war ein leidenschaftlicher Abenteurer und hat mehrere Schlösser und Burgen vor dem Verfall gerettet und originalgetreu wiederherstellen lassen. Er finanzierte 1873 eine bedeutende Nordpol-Expedition, wobei eine kleine Insel der Franz-Josephs-Inselgruppe nach ihm benannt wurde. Anfang 19. Jahrhundert war das Palais Wilczek für kurze Zeit der Wohnsitz zweier wichtiger Persönlichkeiten: Von 1810 bis 1812 lebte hier Josef Freiherr von Eichendorff („Aus dem Leben eines Taugenichts“). Eichendorff züchtete Zaunkönige im Palais und besass zudem eine kleine ungiftige Schlange, welche er liebevoll „Potscherl“ nannte und sogar in der Brusttasche seines Gehrocks spazieren geführt haben soll. Von 1812 bis 1813 wählte zudem der grosse wiener Dichter Franz Grillparzer das Palais Wilczek zu seinem Wohnsitz.

planet-vienna, das palais wilczek in wien, Stich von Salomon Kleiner
Stich von Salomon Kleiner um 1737

Bis heute ist das Palais im Besitze der Familie Wilczek geblieben und beherbergt die Österreichischen Gesellschaft für Literatur und einige Büroräumlichkeiten. Das Palais mit der schmucken siebenachsigen Fassade liegt eingefügt zwischen dem Palais Herberstein und dem Palais Modena unmittelbar hinter der Einmündung der Herrengasse in den Michaelerplatz. Beim Bau des Palais Herberstein im Jahre 1897 herrschte akute Einsturzgefahr für den Hoftrakt, deshalb wurde er abgebrochen. Über dem von zwei Säulen flankierten Portal liegt ein Balkon mit kunstvollem Schmiedeeissengeländer. Der minim hervortretende Mittelrisalit wird gekennzeichnet durch vier Riesenpilaster mit markanten Kapitellen. Neuerlich wurde dem Palais ein unschöner Dachstock aufgesetzt.


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