1. Bezirk, ehem. Hoher Markt 8

Im frühen 19. Jahrhundert liess sich der Grieche Simon Georg Sina in Österreich nieder und häufte allmählich durch seinen ausgezeichneten Geschäftssinn ein Vermögen an. Seine Bank machte weiterhin Gewinne, während andere namhafte Häuser wie Arnstein, Geymüllser oder Eskeles stark rückläufig waren. Schon bald war Sina der grösste Bankier Ungarns und wurde vom Kaiserhaus in den Adelsstand erhoben. Im Jahre 1810 erwarb Simon Georg Sina am Hohen Markt ein Palais, welches kurz zuvor von Andreas Freiherr von Fellner erbaut worden war. Sein Nachfolger Georg Simon Sina führte die Geldanhäufung durch Ehrgeiz und Sparsamkeit fort und hinterliess seinem Sohn Georg Simon ein ungeheures Vermögen. Dieser war nicht mehr so geizig und pedantisch und hatte ein Faible für Glanz und Pomp, engagierte sich sowohl kulturell als auch sozial und finanzierte den Bau der Griechenkirche am Fleischmarkt. Er wollte das Palais Fellner vergrössern und ausbauen lassen, und da er sich seiner griechischen Wurzeln bewusst war, entschied er sich für eine entsprechende Architektur. Er zog Theophil Hansen hinzu, der dafür bekannt war, die grieschische Bauweise zu beherrschen.

Um 1859 wurde mit dem Umbau des alten Palais Fellner begonnen, welcher zügig voranging. Dabei wurde ein Teil des Vorgängerbaus abgetragen. Nach dem Tod Sinas erbte seine Witwe den Besitz. die vier Töchter waren allesamt mit Herren aus dem Wiener Adel verheiratet, und so erbte der Spross seiner Tochter das Haus, welche mit Siegfried Graf Wimpffen verheiratet war. Das Palais Sina wurde zum Palais Wimpffen (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Palais Wimpffen an der Türkenstrasse) und war Austragungsort zahlreicher gesellschaftlicher Anlässe. Nach dem Ersten Weltkrieg schrumpfte selbst das enorme Vermögen aus der Sina-Erbschaft, was den Unterhalt des riesigen Palais zunehmend problematisch gestaltete.

Graf Wimpffen entschied sich deshalb im Jahre 1932. das Palais der Anglo-Elementar-Versicherung zu verkaufen. Im April 1945 wurde das Palais wie die umliegenden Häuser durch Kriegseinwirkung zerstört und brannte vollständig aus. In den Nachkriegsjahren wurde die einsturzgefährdete Ruine eingeebnet, und es entstand ein grosser kühler Wohnungsbau mit gesichtsloser Fassade. Das Palais Sina war ein riesiger fünfgeschossiger Prachtsbau mit elf Fensterachsen gegen den Hohen Markt. Vier Doppelsäulen flankierten das Hauptportal und trugen einen Balkon, der sich über drei Fensterachsen erstreckte. Darüber trugen vier Karyatiden die drei kleineren Rundbalkone des zweiten Obergeschosses. Das Sockelgeschoss war rustiziert und wies grosse Rundbogenfenster auf. Die Dachpartie wies auffallend schweren Simsschmuck auf. Der Bereich der Eingangshalle und einige Räume in den oberen Geschossen wurden mit Fresken von Karl Rahl und Eduard Bitterlich ausgeschmückt.