Palais Schlesinger-Horowitz

1. Bezirk, Schottenring 18

planet-vienna, palais schlesinger-horowitz in wien

Das Haus Schottenring/Börsegasse/Neutorgasse gehört zu den auffälligsten und grössten Bauten an diesem Abschnitt der Ringstrasse. Es handelt sich ursprünglich um ein nobles Wohnpalais und Geschäftshaus. Auftraggeber zur Errichtung ab 1870 waren der Unternehmer Gustav Schlesinger und ein nicht näher definierter Mann namens David Eduard Horowitz. Planender Architekt war Wilhelm Fraenkel, welcher für Schlesinger 1873 ein weiteres Palais an der Reisnerstrasse im 3. Bezirk ausführte. Fraenkel war zudem der Erbauer des Hotels Sacher.

Von 1934 bis 1938 lebte im Palais Schlesinger-Horowitz Desider Friedmann, Präsident der Wiener Kulturgemeinde. Nach seiner Deportation ins KZ Dachau kam er via Buchenwald und Theresienstadt ins Vernichtungslager Auschwitz, wo er 1944 ermordet wurde. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war das Haus unter anderem Sitz der Hilforganisation Care, welche sich für notleidende Österreicher einsetzte. Aus dieser Institution ist mit „Care International“ das heute weltweit grösste private Hilfswerk hervorgegangen. Eine Gedenktafel am Haus erinnert daran.

planet-vienna, palais schlesinger-horowitz in wien

Das monumentale Ringstrassenpalais mit zehn- respektive vierzehnachsigen Fassaden ist ein auf drei Seiten freistehender Bau und zitiert eindeutig die Formen des ehemaligen Heinrichhofes von Theophil Hansen gegenüber der Staatsoper – lediglich der Mittelrisalit fehlt beim Bau am Schottenring. Auffallendstes Merkmal sind die überhöhten, reich gegliederten Eckrisalite mit Ortsteinquaderung und aufwendiger plastischer Zier. Über dem rustizierten Arkaden-Erdgeschoss folgt ein pilastergegliedertes Mezzanin mit markanten Stuckrelieffeldern.

Die drei oberen Geschosse weisen Fenster mit Rund- und Dreiecksgiebel sowie stuckiertem Gebälk auf. Die Eckrisalite sind auf zwei Geschossen mit konsolgetragenen Balkonen versehen. Über einem umlaufenden, reich gestalteten Zahnfries schliesst das mächtige Gebäude mit einer Attikabrüstung ab. Die Einfahrt von der Börsegasse her ist mit Grotesken ausgemald, im heute überdachten Innenhof hat sich die Ceres-Figur eines einstigen Wandbrunnens erhalten. Seit 2019 beherbergt das Palais Schlesinger-Horowitz moderne Büroräumlichkeiten, Wohnungen und Penthouses im Luxussegment. Das Gebäude wird seither als „Palais Schottenring“ beworben.