1. Bezirk, Wollzeile 11

Das stattliche Eckhaus Wollzeile 11 ist nach seinem Erbauer Karl Schaumburg (1770-1833) benannt. Der aus Niedersachsen stammende Schaumburg war mit der Tochter des Buchhändlers Veit Josef Stahel in Wien verheiratet. 1795 übernahm Schaumburg das schwiegerväterliche Geschäft und führte es gemeinsam mit einem Geschäftspartner unter dem Namen Schaumburg & Co. bis 1819.
Nach der Trennung stieg seine Frau ins Geschäft ein, und Schaumburg liess für sich, seine Familie und seine Buchhandlung an der Wollzeile ein Wohnpalais errichten. Die Pläne lieferte der Architekt Jacob Wilhelm, welcher zu Beginn auch die Bauleitung innehatte. Ausführender Baumeister war Josef Adelpodinger. Wilhelm starb während der Bauarbeiten, wonach Josef Kornhäusel die Bauleitung bis zur Vollendung im Jahr 1821 übernahm.

Schaumburg erwies sich als geschickter Geschäftsmann: Es gelang ihm, eine der grössten Wiener Sortimentsbuchhandlungen zu etablieren. Ihm wurde das Prädikat „k.k. privilegierter Buchhändler“ verliehen. Karl Schaumburg amtete nebenher unter anderem als Bücherschätzmeister beim niederösterreichischen Merkantil- und Wechselgericht und war Obervorsteher des Gremiums der bürgerlichen Buchhändler. Er genoss in Wien hohes Ansehen. 1854 wurde das Palais Schaumburg vom Architekten Peter Gerl adaptiert. 1877 wurde hier die heute noch existierende Buchhandlung Morawa gegründet.
Beim Palais handelt sich um ein voluminöses spätklassizistisches Eckhaus mit so genannt additiver Fensterreihung. Die Beletage weist dreiecksgieblige Fensterverdachungen über Volutenkonsolen auf. Am Geschoss darüber finden sich waagrechte Verdachungen, die weiteren Fensterreihen sind schmucklos. In der Einfahrt haben sich kassettierte Gurtbögen erhalten sowie eine Gedenktafel zur Baugeschichte und im Hauptgeschoss ein Raum mit spätklassizistischer Deckenmalerei.