1. Bezirk, ehem. Herrengasse 6-8

Um 1443 kaufte Christoph von Liechtenstein auf dem Gebiet zwischen dem Michaelerplatz und der Wallnerstrasse ein Haus und vergrösserte dies bald durch weitere Zukäufe in der Nachbarschaft. Die Gebäude blieben in Liechtenstein’schem Besitz und wurden im 17. Jahrhundert abermals erweitert durch Zukäufe. Um 1792 wurde der Architekt Josef Hardtmuth von Fürst Alois Liechtenstein beauftragt, den Gebäudekomplex zu einem einzigen Palast umzubauen. Es war ein spektakuläres Gebäude mit 17 Fensterachsen.

Im Palais existierte eine Bibliothek in einem 56 Meter langen Saal. Sie galt als eine der beachtenswertesten in Wien. Eine weitere Besonderheit im Palais Liechtenstein war der Bösendorfer Saal, zu welchem der Klavierbauer Ludwig Bösendorfer um 1842 die Liechtenstein’sche Reitschule umbauen liess. Namhafte Komponisten gaben hier ihre Konzerte. Im Jahre 1912 wurde der Palastkomplex abgerissen, und das Grundstück lag über 20 Jahre als klaffendes Loch im Stadtbild da. Erst in den 30er Jahren entstand darauf das Hochhaus an der Herrengasse, ein unattraktives Bauwerk, welches damals jedoch eine absolute Neuheit in Wien darstellte.

