1. Bezirk, Parkring 18
Der Politiker und Historiker Joseph Alexander Freiherr von Helfert (1854-1910) machte sich durch sein Engagement verdient, dass die Nationen innerhalb der Donaumonarchie im Schulwesen gleichberechtigt sein sollen. Dafür wurde er mit dem Orden der Eisernen Krone II. Klasse ausgezeichet und in den Freiherrenstand erhoben.
Helfert beauftragte 1871 den Architekten Ludwig Tischler mit dem Bau eines Wohnpalais am Parkring. Der Bau des strenghistoristischen Eckhauses im Stil der Wiener Neorenaissance dauerte bis 1873. Historische Aufnahmen zeigen, dass das Palais mit dem anschliessenden Haus Parkring 20, welches gleichzeitig ebenfalls von Ludwig Tischler erbaut worden ist, vom Boden bis zum Dachgesims eine durchgehende Einheit bildete. Ob dieser südliche Gebäudeteil ebenfalls von Helfert beauftragt worden war und demzufolge zum Palais des Freiherren gehörte, ist unklar. Naheliegender ist jedoch, dass nur die nördliche Gebäudehälfte für Helfert vorgesehen war.
Ob und wie lange Helfert das Haus bewohnte, ist ebenfalls nicht verlässlich überliefert. Wenige Jahre später lebte im Palais am Parkring 18 der böhmischstämmige Fabrikant Gustav Przibram, ein liberaler Vertreter des jüdischen Bürgertums. Dieser zeigte grosses Interesse an den technisch-naturwissenschaftlichen Fortschritten. Gemeisam mit zwei Gleichgesinnten entwickelte Przibram eine galvanische Batterie, mittels welcher er seine Wohnung im Palais elektrisch beleuchtete – seinerzeit eine absolute Novität in Wien.
Gustav Przibrams Söhne Hans Leo, Begründer von Österreichs experimenteller Biologie, und Karl, habilitierter Physiker und Radiumforscher an der Wiener Universität, wohnten ebenfalls im Palais Helfert, welches deshalb gelegentlich auch als Palais Przibram angeführt wird.
Korinthische Riesenpilaster gliedern die Fassade, das durch Gurtgesims hervorgehobene Attikageschoss ist rhythmisch in Rundbogenfelder und -fenster eingeteilt. Der seitliche Erker am Eckrisalit weist an seinen Pilastern Kartuschen mit Joseph Helferts Initialen auf. Das einstige Säulenportal und der darüber liegende Balkon sind verloren, seit das Palais in ein Geschäftshaus umfunktioniert und das Sockelgeschoss komplett neu gestaltet worden ist. Im Treppenhaus hat sich bis heute die Stuckdecke erhalten, ansonsten ist in den ehemaligen Repräsentationsräumen der Beletage wenig von der ursprünglichen Ausstattung übrig geblieben. Vereinzelte Kamine und Wandverkleidungen haben die Zeit überdauert. Die Türfüllungen des früheren Speisesaals weisen mythologische Figuren auf.