Palais Epstein

1. Bezirk, Dr. Karl Renner Ring 1

planet-vienna, das palais epstein in wien

Auf dem prestigeträchtigen Baugrund an der Ringstrasse zwischen dem Naturhistorischen Museum und dem Parlament war ursprünglich der Bau eines Adelscasinos geplant. Dieses Vorhaben wurde jedoch verworfen, weil der Grundstückspreis zu hoch war. Stattdessen erwarb der Prager Bankier Gustav Ritter von Epstein das Gelände und beauftragte 1870 den renommierten Architekten Theophil Hansen mit dem Bau eines Palais im Stil der italienischen Renaissance. Bereits 1871 zog sich der gesundheitlich angeschlagene Bankier aus dem Geschäftsleben zurück und widmete sich fortan der Einrichtung seines Palais sowie seiner Kunstsammlung.

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Der Börsencrash von 1873 führte zum finanziellen Ruin der Bank Epstein. In seiner Verzweiflung stürzte sich Epsteins Kassier Adolf Taussig, der durch Spekulationen ein Vermögen angehäuft und alles verloren hatte, aus dem obersten Stockwerk des Palais in den Tod. Ritter von Epstein musste seinen Ringstrassenpalast aufgeben und zog in eine Mietwohnung in der Eschenbachgasse 11, wo er 1879 an Kehlkopfkrebs verstarb.

planet-vienna, Gustav Ritter von Epstein
Gustav Ritter von Epstein

1883 wurde das Palais an die englische Gasgesellschaft verkauft. 1902 ging es in den Besitz des österreichischen Staates über. Dieser installierte hier den Verwaltungsgerichtshof und passte das Gebäude seinen neuen Anforderungen entsprechend an. Später beherbergte das Palais den städtischen Schulrat sowie das Reichsbauamt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es bis 1955 Sitz der russischen Besatzungsmacht. Anschliessend wurde es dem Schulrat zurückgegeben, der bis 2001 darin residierte. Heute wird das Palais für Abteilungen des Parlaments genutzt.

Die Fassade des Palais Epstein ist reich mit Terrakottaschmuck gestaltet. Zwischen den Fensterachsen des obersten Geschosses reihen sich Karyatiden, über denen Löwenköpfe thronen. Besonders hervorzuheben ist das eindrucksvolle ringstrassenseitige Portal mit Balkon, das von vier grossen Karyatiden flankiert wird. Die Wände des repräsentativen Treppenhaus sind mit rötlichem Veroneser Marmor ausgekleidet, die Stufen und Balustergeländer sind in Weiss gehalten.

planet-vienna, das palais epstein in wien um 1880
Palais Epstein um 1880

In den Räumen der Beletage haben die originalen Stuckarbeiten und Kassettendecken die Zeit grösstenteils überdauert, insbesondere zu erwähnen sind die beiden Festsäle die reich mit kostbarem Stuckmarmor ausgekleidet sind. Die Felder der Kassettendecken weisen Gemälde von Christian Griepenkerl auf, welche auf Entwürfe von Carl Rahl zurückgehen und Szenen aus der griechischen Mythologie darstellen. Aufgrund der häufigen Funktions- und Besitzerwechsel ist vom ursprünglichen Mobiliar hingegen nur wenig erhalten.


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