1. Bezirk, Bösendorferstrasse 12
Ab 1831 hielt die 1812 gegründete Gesellschaft der Musikfreunde in einem Saal an der Tuchlauben regelmässig Konzerte ab. Die Platzverhältnisse erwiesen sich allerdings bald als unzureichend. Im Zuge des Ringstrassenbaus sprach Kaiser Franz Joseph der Gesellschaft neben dem im Entstehen begriffenen Künstlerhaus gegenüber der Karlskirche unentgeltlich einen Bauplatz für ein eigenes Konzertgebäude zu.
Mit dem Bau wurde der dänischstämmige Architekt Theophil Hansen beauftragt, welcher mehrere Jahre als Architekt in Athen gewirkt und die griechische Baukultur studiert hatte. Entsprechend bediente er sich beim Plan für das Musikvereinsgebäude in mehrfacher Hinsicht der Formensprasche antikisierender griechischer Architektur.
Nach dreijähriger Bauzeit wurde der neue Musikverein am 6. Januar 1870 feierlich eröffnet, über allem stehend der Leitspruch „Der Tonkunst in Schule und Meisterschaft geweiht, soll dies Haus sein und bleiben: Ein Kunstwerk an sich, eine Heimat der Musik, eine Zierde der Stadt und des Reiches.“ Diese Worte waren am Vortag gemeinsam mit dem letzten Baustein am Gebäude verewigt worden. Die Kritiken lobten die Klangqualität des neuen Saals in den höchsten Tönen.
Eine der besten Konzerthallen der Welt
Der so genannte „Goldene Saal“ mit seiner reichen historisierenden Ausstattung gilt bis heute als einer der schönsten und besten Konzertsäle weltweit. Er ist 48,8 Meter lang, 19,1 Meter breit, 17,8 Meter hoch und fasst rund 2000 Personen. Die Deckengemälde mit der Darstellung der neun Musen sind das Werk von August Eisenmenger, den plastischen Schmuck schuf Franz Melnitzky. Wie ein Hochaltar erhebt sich hinter der Bühne die grosse Konzertorgel, deren Gehäuse und Prospekt Hansen selbst entworfen hatte.
Der wesentlich kleinere Brahms-Saal eignet sich vor allem für Liedrezitale und Kammermusik. Er ist 32,5 Meter lang, 10,3 Meter breit, 11 Meter hoch, bietet 600 Personen Platz und gilt ebenfalls als akustisches Meisterwerk. Sein Name geht auf die zahlreichen Brahms-Erstaufführungen zurück. Clara Schumann gab hier 1870 auf Brahms‘ Initiative ihr erstes Konzert. Die weiteren kleineren – teils modern gehaltenen – Säle im Musikvereinsgebäude sind der Gläserne Saal (Magna Auditorium), der Metallene Saal, der Steinerne Saal, der Hölzerne Saal (keine Funktion als Konzertsaal) und der Gottfried-von-Einem-Saal (heute Garderobe).
Am 1. Januar jeden Jahres wird der Goldene Saal zu einem kulturellen Mittelpunkt der Welt: Das live in über 90 Länder übertragene traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erreicht jeweils rund eine Milliarde Menschen.