Der Morzinplatz am Donaukanal, benannt nach Peter Prokop Graf Morzin und Vinzenz Graf Morzin, schliesst direkt an den Schwedenplatz an. Für Touristen bietet er wenig Attraktionen – der Platz ist eine Endhaltstelle des Flughafenbusses, und zum angrenzenden Franz-Josefs-Kai hin steht eine Tankstelle. Doch die historische Bedeutung des Platzes ist umso grösser, da er in den Jahren 1938 bis 1945 zu einem der zentralen Schauplätze nationalsozialistischer Gewalt in Österreich wurde. Dort, wo heute der moderne Leopold-Figl-Hof steht, erhob sich einst das renommierte Hotel Metropol, ein elegantes Gebäude aus der Gründerzeit mit sechs Geschossen und einem repräsentativen Portal.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich im März 1938 übernahmen die Nationalsozialisten das Hotel und richteten hier die Wiener Gestapo-Zentrale ein. Kurz darauf begannen die ersten Verhaftungen von Sozialisten, Kommunisten, Antifaschisten und Juden. Bereits im Dezember 1938 verzeichneten die Akten der Gestapo, dass bis dahin 20’973 „Schutzhäftlinge“ in der Wiener Leitstelle „behandelt“ worden waren. Das Hotel Metropol diente neben seiner Funktion als Verwaltungszentrale der Wiener Gestapo auch als Ort der Organisation für Deportationen in die Vernichtungslager. In den Kellerräumen des Gebäudes wurden unzählige Verhöre und Folterungen durchgeführt.
Die Verhafteten betraten selten das Gebäude durch das Hauptportal, sondern wurden über den Hintereingang an der Salztorgasse in das Haus gebracht, wo eine Treppe direkt in die Keller führte. Hier wurden Juden, vermeintliche Verräter und Andersdenkende festgehalten und oft tagelang, manchmal sogar wochenlang gefoltert, um vermeintliche Geständnisse zu erzwingen. Viele überlebten die Tortur nicht und starben entweder an den Folgen der Misshandlungen oder nahmen sich das Leben. Die Überlebenden wurden schliesslich in die Vernichtungslager des Ostens deportiert. Kurz vor Kriegsende wurde das Hotel Metropol durch Bomben zerstört.
Eine Gedenkstätte für die Opfer
Heute erinnern ein Relief am Leopold-Figl-Hof und ein Gedenkraum, dessen Eingang mit relifierter Bronzetür an der Salztorgasse liegt, an das düstere Kapitel dieser Stätte. Auf dem Platz vor dem Gebäude wurde 1951 ein Gedenkstein errichtet, der 1985 durch ein Mahnmal ersetzt wurde. Dieses Mahnmal besteht aus gestapelten Granitblöcken aus dem Konzentrationslager Mauthausen und einer Bronzefigur, die das Leid und die Qualen der Gefangenen im Hotel Metropol symbolisiert. In einen der Granitblöcke ist folgender Text eingemeisselt:
Hier stand das Haus der Gestapo. Es war für die Bekenner
Österreichs die Hölle. Es war für viele von ihnen der Vorhof des
Todes. Es ist in Trümmer gesunken wie das tausendjährige
Reich. Österreich ist aber wiederauferstanden und mit ihm unsere
Toten und unsterblichen Opfer.