2. Bezirk, bei Taborstrasse 89
Die kleine Kapelle am Tabor ist eine von einst zahlreichen so genannten Linienkapellen. Sie standen an den Brücken, welche über die Vertiefungen vor dem Linienwall in die Vorstädte führten. Diese Heiligtümer waren üblicherweie dem „Brückenheiligen“ Johann Nepomuk geweiht. Die Linienkapelle am Tabor ist eine von wenigen noch erhaltenen Kapellen ihrer Art. Erbaut worden ist das barocke Kleinod im Jahre 1728 ursprünglich einige Meter weiter südlich vom heutigen Standort. Im Zuge einer Neukonzeption der Verkehrsführung an der Kreuzung Taborstrasse/Nordwestbahnstrasse/AmTabor im Jahre 1963 ist die Kapelle an ihren heutigen Standort verschoben worden. Die Grenze zum 20. Bezirk verläuft direkt entlang ihrer linken Seitenwand.
Die gemauerte Kapelle mit leicht rechteckigem Grundriss trägt ein blechernes Glockendach. Die Front wird fast auf ihrer gesamten Breite von einem pilasterflankierten, korbbogigen Portal eingenommen. Darüber ist eine Friesinschrift mit Chronogramm zu lesen, mittig eine Muschelkartusche mit Engelsreliefs. Steinerne, frei „hängende“ Girlanden zieren den Bogen. Im Inneren steht eine Figur des Patrons auf einem Volutensockel mit Inschrift und wiederum einem Chronogramm. Der Heilige in ausdrucksstarker Pose wird von zwei Putti begleitet, in der Hand hält er ein Kruzifix. Diese Johannes-Nepomuk-Statue hat eine eigene Vorgeschichte: Sie stammt ursprünglich aus der Hauskapelle des 1698 erbauten, auf der anderen Seite der Kreuzung liegenden Mauthauses Am Tabor 2. Nach einem Brand im Jahre 1729 wurde 1730 im Zuge der Wiederherstellung diese Hauskapelle eingerichtet. Nach deren Auflassung 1879 wurde die Heiligenfigur in die Linienkapelle verbracht.