2. Bezirk, Taborstrasse 16

Das Kloster des Ordens der Barmherzigen Brüder mit der Kirche an der Taborstrasse in der Leopoldstadt wurde vermutlich zwischen 1622 und 1652 errichtet. Der genaue Bauverlauf lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, da ein Brand im Jahr 1655 die gesamte Anlage zerstörte. Lediglich der Stiftsbrief und das Memorabilienbuch von 1645 blieben erhalten. In den darauffolgenden Jahren wurde das Kloster wieder aufgebaut.

Um 1672 brachte Pater Josephus a Cruce Cruchten eine Reliquie des Ordensgründers Johannes von Gott in die Kirche – ein Geschenk der spanischen Königin Anna an ihren Bruder, Kaiser Leopold I.. Im selben Jahr wurde ein Gnadenbild der Heiligen Familie hinzugefügt. Auf dessen Rückseite befindet sich eine Inschrift, die bis heute nicht entschlüsselt werden konnte. Die feierliche Weihe der neuen Kirche, die dem Ordensgründer Johannes von Gott geweiht ist, fand erst am 23. August 1682 statt. Doch bereits im darauffolgenden Jahr erlitt die Anlage erneut Schaden: Während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung nutzten die Angreifer die Kirche als Pferdestall und beschädigten sie schwer. Trotz dieser Widrigkeiten konnten die wichtigsten Gegenstände sowie die Kranken des Klosters rechtzeitig in die sichere Innenstadt gebracht werden.
Schon 1694 wurde die Kirche erneut geweiht. Im Jahr 1733 begann man mit einem vollständigen Neubau der Kirche. Während des Zweiten Weltkriegs brannte der Kirchturm aus und wurde zunächst mit einem provisorischen Spitzdach versehen. Dank alter Skizzen und Fotografien konnte das ursprüngliche barocke Helmdach 1989 rekonstruiert werden. Der Turm gilt als einer der schönsten Barocktürme Wiens.
Namhafte Künstler am Werk

Die einschiffige Klosterkirche der Barmherzigen Brüder ist etwa 38 Meter lang und ohne Seitenkapellen 9 Meter breit. Auf jeder Seite befinden sich drei Seitenkapellen mit jeweils einem Oratorium. Die Decke besteht aus einem schlichten Tonnengewölbe mit Stichkappen über den halbrunden Oratorienfenstern. Über dem Presbyterium erhebt sich eine Kuppel. Der opulente Hochaltar mit seinen kannelierten Marmorsäulen wurde 1735/36 geschaffen. Das grosse Altarblatt „Die Taufe Christi“ stammt vom bedeutenden österreichischen Barockmaler Daniel Gran. Der Grossteil des figuralen Schmucks am Hochaltar stammt von Santino Bussi, einem renommierten Hofstukkateur. Besonders sehenswert sind die Johannes-von-Gott-Kapelle sowie die sechs Seitenkapellen, die mit reich gestalteten Altären, wertvollen Gemälden und Figuren namhafter Künstler geschmückt sind.
Die grosse Orgel mit Rokoko-Prospekt stammt aus dem Jahr 1763 und wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt die Rokoko-Kanzel mit ihrem aufwendigen Dekor. Eine Gedenktafel an der Aussenwand der Kirche links neben dem Portal erinnert daran, dass Joseph Haydn zwischen 1755 und 1758 als Jugendlicher im Musikchor der Kirche mitwirkte.
