
Die weithin sichtbare Klosteranlage in Muri im aargauischen Freiamt wurde im Jahr 1027 gegründet. Ihre Stifter waren der Habsburger Graf Radbot und seine Gemahlin Ita von Lothringen. Bereits um 1032 zogen die ersten Benediktinermönche aus dem Kloster Einsiedeln nach Muri, wo sie über acht Jahrhunderte blieben und das Kloster auf seine heutigen Dimensionen erweiterten. Zwischen 1080 und 1240 war im Kloster Muri auch ein kleiner Nonnenkonvent untergebracht, der später ins Kloster Hermetschwil verlegt wurde.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das Kloster sowohl Blütezeiten als auch Krisen. 1841 beschloss der Grosse Rat des Kantons Aargau, das Kloster Muri zusammen mit sieben weiteren Klöstern im Kanton aufzuheben. Der Abt und sein Konvent übersiedelten 1845 ins Kloster Gries bei Bozen, während einige der Benediktinermönche nach Sarnen im Kanton Obwalden zogen, um das dortige Kollegium zu übernehmen. Noch heute leben Benediktiner sowohl in Gries als auch in Sarnen. Seit 1960 ist zudem eine kleine Mönchsgemeinschaft wieder ins Kloster Muri zurückgekehrt. Die übrigen Gebäude des Klosters beherbergen heute eine Schule, eine Pflegeanstalt, ein Museum und die Gemeindeverwaltung.
Ein Architektonisches Gesamtkunstwerk

Das Kloster und insbesondere die Klosterkirche gelten als architektonische Meisterwerke von hohem kulturellem Wert in der Schweiz. Die lange Baugeschichte der Anlage spiegelt sich in einer Vielfalt an Baustilen wider: Die romanische Krypta, der gotische Chor und Kreuzgang sowie die barocke Struktur der Hauptgebäude machen das Kloster kulturhistorisch wertvoll. Von 1695 bis 1697 wurde das Oktogon der Klosterkirche errichtet, der grösste und bedeutendste Zentralbau der Schweiz. Die Klosterkirche mit ihrer überwältigenden Ausstattung in Barock und Rokoko zählt zu den spektakulärsten Sakralräumen der Schweiz.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen das aufwendige Chorgitter, das wertvolle Chorgestühl sowie die Hauptorgel mit den beiden Lettnerorgeln, die aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen und zu den bedeutendsten Kircheninstrumenten der Schweiz gehören. Eine weitere Besonderheit ist das Stifterdenkmal als Gegenstück der Kanzel. Es wurde um 1750 auf Anordnung von Fürstabt Gerold Haimb errichtet. Unter dem reich gestalteten Baldachin ist eine schwarze Marmortafel angebracht mit den Namen der Klosterstifter und der in Muri beigesetzten frühen Habsburger. Darunte knien die Stifterfiguren Radbot und Ita in spanischer Hoftracht des 16. Jahrhunderts. Das Stifterdenkmal ist das Werk des fürstenbergischen Hofschreiners Matthäus Baisch und des Fassmalers Niklaus Spiegel. Die beiden Stifterfiguren wurden vermutlich von Joseph Anton Hops hergestellt.
Ruhestätte der letzten Habsburger

Südlich der Kirche schliesst sich der gotische Kreuzgang an, der für seine wertvollen Glasgemälde aus dem 16. Jahrhundert bekannt ist. Am Anfang des Kreuzgangs liegt die Loretokapelle, in der sich die Herzgruft befindet. Hier sind die Herzen mehrerer Habsburger in Urnen bestattet, darunter diejenigen des letzten österreichischen Kaiserpaares Karl I. und Zita von Bourbon-Parma, die hinter dem Altar der Loretokapelle ruhen. So findet das Herz der letzten Habsburger seine letzte Ruhestätte da, wo die Dynastie ihren Ursprung genommen hatte.
Die Klosterkirche Muri ist heute auch ein bedeutender Ort für hochkarätige Musikveranstaltungen. Die Vereinigung Freunde der Klosterkirche Muri spielt dabei eine wichtige Rolle, sowohl bei der Organisation dieser Konzerte als auch bei der Bewahrung der benediktinischen Tradition und dem Erhalt der Klosterkirche als bedeutendes kulturelles Erbe.