1. Bezirk, Börseplatz 1
Das riesenhafte Gebäude südlich schräg gegenüber der Börse ist von 1870 bis 1873 für die 1866 gegründete Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung als k.k. Telegraphen-Zentralstation errichtet worden und war somit das Herz der Kommunikation im Kaiserreich. Von 1902 bis 1905 wurde das Gebäude nach Plänen des Architekten Eugen Fassbender aufgestockt. Das palaisartige Bauwerk mit hervortretendem Mittelrisalit weist strenghistoristische Formen auf, die sich der Italienischen Renaissance anlehnen. Überhöht wird die Schaufront von einer Attikabalustrade mit Inschrift und einer Figurengruppe. Sie zeigt eine Allegorie des Telegrphiewesens auf einem Globus sitzend, flankiert von je einer liegenden Frauengestalt.
Dem Gebäude vorgelagert ist eine Freitreppe, die zum Haupteingang im Hochparterre Führt. Dieses ist flach rustiziert. Das Mittelgeschoss ist am aufwendigsten gestaltet. Im Mittelrisalit ist es durch korinthische Riesenpilaster gegliedert. Mittig ruht ein über drei Fensterachsen reichender Balusterbalkon auf grossen Konsolen. Die Risalitfenster sind mit Dreiecksgiebeln bekrönt, die restlichen der Schaufront mit flachem Gebälk. Über dem einfachen Innenhof hatte sich bis 2018 ein Richtfunkturm aus den 1960er-Jahren erhoben.
1996 gab das österreichische Post- und Telekommunikationsamt die Nutzung des Gebäudes auf, wonach es mehrere Jahre leerstand. Eine Zeit lang gehörte das Palais dem ehemaligen kroatischen General Vladimir Zagorec. 2011 wurde es von der nachfolgenden Besitzerin, ein österreichisches Bankinstitut, an eine Grazer Immobilienfirma verkauft. Diese baute das ehemalige Telegrafenamt ab 2019 zu einer noblen Wohn- und Büroadresse um mit insgesamt 39 luxuriösen Wohneinheiten. Die prächtigen ehemaligen Apparatesäle im vierten und fünften Stock mit enormen Raumhöhen von bis zu siebeneinhalb Metern sind zu so genannten „Imperial Lofts“ ausgebaut worden, die zu den teuersten Wiens gehören.
Das Innere des Gebäudes ist in seiner Grundsubstanz weitgehend erhalten. Hinter dem Haupteingang liegt eine grosse dreischiffige Eingangshalle mit reicher Wandverkleidung und Stuckdecke, von inoischen Rundsäulen getragen. Der ehemalige Kassensaal ist durch eine korinthische Pilasterordnung gegliedert. Beim Stiegenhaus handelt es sich um eine monumentale so genannte Vierpfeilertreppe mit kannelierten toskanischen Säulen und Messinggeländer. Dieses weist den habsburgischen Doppeladler als wiederholendes Motiv auf.