Hoher Markt

1. Bezirk

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Der Hohe („wichtige“) Markt gehört zu den ältesten und geschichtsträchtigsten Plätzen Wiens. Er liegt mitten in der Altstadt, rund 200 Meter nördlich vom Stephansdom über den Ruinen des ehemaligen Römerlagers Vindobona. 1948 stiess man im Zuge des Wiederaufbaus kriegszerstörter Gebäude auf die Überreste römischer Offiziershäuser. Sie wurden gesichert, konserviert und sind seit 1950 öffentlich zugänglich.

Im Mittelalter war der Hohe Markt ein Zentrum des bürgerlichen Wiens, zahlreiche Zünfte hatten sich hier angesiedelt. Der Platz war in erster Linie ein Umschlagplatz für Lebensmittel und Textilien. Von 1328 bis 1839 diente der Hohe Markt zudem als Hinrichtungsstätte. An der Stelle des heutigen Hauses Nummer 5 stand einst die Schranne, ein Gerichtshaus mit hauseigener Kapelle „Zur Todesangst Christi“. Vom Balkon der Schranne wurden die Gerichtsurteile verlesen und auf dem Platz schliesslich vollstreckt – Enthauptungen und Vierteilungen waren die häufigsten Hinrichtungsmethoden. Auch ein Galgen und ein Pranger waren am Hohen Markt lange Zeit aufgestellt.

An die Schranne schlossen sich die Zunfthäuser der Leinwandhändler und der Schuster an. Diese beiden Gebäude dienten im 16. und 17. Jahrhundert ebenfalls als Schuldenarrest- und Richtstätte. Später wurden sie baulich vereint. 1877 kaufte und bezog die Erste Österreichische Spar-Casse den Komplex. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

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Der Hohe Markt in der Barockzeit

In Zentrum des Platzes steht der Vermählungsbrunnen, auch als Josephsbrunnen bezeichnet. Er ist der Vermählung Josefs mit Maria geweiht und war ursprünglich aus Holz errichtet worden nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Ab 1729 entstand der Brunnen unter der Leitung von Joseph Emanuel Fischer von Erlach neu, nun aus weissem Marmor und Erz. An seiner Stelle hatte in alter Zeit ein Fischbrunnen gestanden, der bereits ab Mitte des 16. Jahrhundert über eine eigene Wasserspeisung verfügte. Das Wasser wurde aus dem Gebiet des heutigen Hernals hergeleitet.

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Der Vermählungsbrunnen

Im Zweiten Weltkrieg fielen die meisten Häuser rund um den Hohen Markt heftigen Bombenangriffen zum Opfer. Herrschaftshäuser wie das Palais Arnstein und das Palais Sina, die den Platz bis dahin geprägt hatten, wurden zerstört. Auch wenn einiges davon noch hätte gerettet und wieder aufgebaut werden können, entschied man sich, die Ruinen abzutragen. Die kurzfristige Planung zweckmässiger Nachkriegsbauten war kostengünstiger und beanspruchte weniger Zeit. Der Vermählungsbrunnen ist heute ein letzter Zeuge von der einstigen Bedeutung und Schönheit des Hohen Marktes.

Eine Besonderheit am Platz und bekannte Touristenattraktion, die den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden hat, ist die so genannte Ankeruhr, ein Werk Franz von Matschs aus der Jugendstilzeit.


planet-vienna, der hohe markt in wien, Aquarell von Rudolf von Alt
Aquarell von Rudolf von Alt