
Am 7. Juli 1828 wurde Heinrich Ferstel in Wien als Sohn eines Bankangestellten geboren. Nach seinem Studium in Wien bei Leopold Kupelwieser, August Sicard von Sicardsburg, Eduard van der Nüll und Carl Rösner war Ferstel von 1851 bis 1895 im Architektur-Atelier seines Onkels Fritz Stache in Böhmen tätig. Er unternahm Studienreisen nach Deutschland, Belgien, Holland und England, was seine Vorliebe für die Spätromantik prägte. Den Hang zur Neorenaissance entdeckte Ferstel auf einer Reise nach Italien. Es sollte besonders prägend sein für seine künftige Bauweise.

Nach dem vereitelten Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. gewann Ferstel im Jahre 1855 den Architekturwettbewerb für den Bau der dafür geplanten Votivkirche, welche das erste Bauwerk an der geplanten Ringstrasse werden sollte und deren Errichtung bis 1879 dauerte. Dieses beispiellose Meisterwerk der Neugotik machte Ferstel zu einem der bedeutendsten und berühmtesten Ringstrassenarchitekten, auch wenn es das einzige Bauwerk in diesem Stil bleiben sollte. Um 1864 wurde Ferstel Kurator des Museums für Kunst und Industrie und ab 1868 Professor am Polytechnikum. Um 1879 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt und erhielt den Freiherrenstand. Mehrere wegweisende Monumentalbauten in Wien und zahlreiche Villen und Palais sind das Werk Ferstels, dessen Wirkung die ganze Donaumonarchie abdeckte. Heinrich Freiherr von Ferstel darf als einer der Hauptvertreter der Wiener Baukunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert betrachtet werden. Er starb in Wien am 14. Juli 1883.

Bauwerke in Wien (Auswahl):
– Votivkirche
– Probstei der Votivkirche
– Börsengebäude an der Freyung (Palais Ferstel)
– Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst)
– Museum für Kunst und Industrie (heute Museum für angewandte Kunst)
– Universität (Hauptgebäude)
– Palais Wertheim
– Palais Ludwig Viktor
– Palais Erzherzog Carl-Ludwig
– Altaraufsatz der Mechitaristenkirche
– Belvedere des Gartenpalais Liechtenstein
– Innenumbau der Schottenkirche
– Propstei Frankgasse 2 / Rooseveltplatz 7
– Wohn- und Bürohaus Universitätsstrasse 1-3
– Wohnhaus Weiss, Maria-Theresien-Strasse 7 / Wasagasse 2
– Bundesrealgymnasium, Wasagasse 10
– Chemisches Institut, Währingerstrasse 10
– Wohnhaus Weiss, Wasagasse 2
Weitere Bauwerke:
– Lloydgebäude, Triest
– Villa Wartholz, Reichenau
– Winterpalast Ludwig Viktors, Klessheim