
Hans Christian Lumbye, geboren am 2. Mai 1810 in Kopenhagen, verdient hat als „Strauss des Nordens“ seinen Platz unter den bedeutenden Komponisten der Wiener Musik. Bald nach seiner Geburt zog seine Familie aufs Land, da sein Vater als Offizier nach Jütland und später nach Odense berufen wurde. Bereits im Alter von 14 Jahren spielte Lumbye Trompete und Violine in einer Militärkapelle. Zwar ist bekannt, dass er Musik in Randers studierte, doch gibt es keine Hinweise auf einen Abschluss oder eine formelle Qualifikation. 1829 kehrte er nach Kopenhagen zurück.

Ein Wendepunkt in Lumbyes Leben ereignete sich 1839, als eine österreichische Musikkapelle in Kopenhagen gastierte und Werke von Johann Strauss Vater und Joseph Lanner aufführte. Lumbye war von der Musik aus Wien so hingerissen, dass er wenig später sein eigenes Orchester gründete und mit Strauss‘ wie Lanners Musik aufspielte, bald auch jenseits der Landesgrenzen. Obwohl Lumbye bis dahin kein geübter Komponist war, arbeitete er erfolgreich mit dem dänischen Ballettmeister August Bournonville zusammen und schrieb für ihn Ballettmusik. Mit der Eröffnung des Kopenhagener Tivoli-Vergnügungsgartens 1843 stieg Lumbyes Ansehen erheblich. Bis 1872 leitete er dort das Orchester des grossen Ballsaals und schrieb auch die Musik für seine Auftritte.

Lumbye galt allgemein als nicht besonders ehrgeizig. Dennoch war sein Schaffen beachtlich: Er hinterliess ein Werkverzeichnis mit rund 700 Kompositionen. Seine Werke fanden weltweit Anerkennung, auch in Wien, dem damaligen Zentrum der Unterhaltungsmusik. Lumbyes Oeuvre umfasst neben mehreren Orchesterfantasien und 25 Ballettsuiten vor allem Walzer, Polkas, Märsche, Mazurken und Galoppe. Eine Charakteristik seiner Musik – leichte Kost mit feinen Melodien und lieblichen Passagen – sind häufig nicht-musikalische Effekte wie das Geräusch eines herausspringenden Champagnerkorkens oder eine sich in Bewegung setzende Dampfmaschine.
Lumbye prägte wie kein anderer das Genre der Unterhaltungsmusik im nördlichen Europa. Von seinen Werken wurden 425 als Klavierpartitur publiziert, die meisten davon vom Komponisten selbst arrangiert. Obwohl er heutzutage ausserhalb Dänemarks zu Unrecht wenig bekannt ist, bleibt sein Beitrag zur Musikgeschichte respektabel. Ausgewählte Kompositionen Lumbyes finden seit einigen Jahren immer mal wieder einen Platz im Programm des traditionellen Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker in Wien. Hans Christian Lumbye verstarb 1874 im Alter von 64 Jahren in seinert Heimatstadt Kopenhagen.