12. Bezirk, ehem. heutige Hufelandgasse

Im Bereich des Theresienbades im heutigen 12. Bezirk müssen bereits die Römer von den hier existierenden Schwefelquellen gewusst haben, wie archäologische Funde zeigen. Aus dem Spätmittelalter, nachdem man diese Quellen schon lange wieder vergessen hatte, ist an diesem Ort ein „Niederhoff am Bache“ genannter Gutshof erwähnt, welcher wohl während beiden Türkenbelagerungen zerstört worden ist. Nachdem sich die Türken 1683 zurückgezogen hatten, liess wohl ein gewisser Alexander von Augustin de Grandi auf dem Gelände des ehenaligen Niederhofes einen Landsitz errichten. Um 1693 kam das Anwesen in den Besitz von Ferdinand Marchese degli Obizzi. Dieser liess das Gebäude von Baumeister Domenico Martinelli zu einem grossen schlossartigen Gartenpalais ausbauen.
Nach mehreren Besitzerwechseln wird vor 1755 ein Mann namens Abbé Pohl als Eigentümer des Palais genannt, welches über eine Hauskapelle verfügte, welche zu diesen Zeitpunkt – so ist in einer Publikation von 1838 zu lesen – als Wohnung genutzt wurde. Pohl stellte fest, dass das Wasser der Brunnenanlage im Garten schwefelhaltig war – er hatte die alte Heilquelle wiederentdeckt. Nach ihm ist die heutige Pohlgasse in Meidlig benannt.
1764 erwarb Maria Theresia das Gartenpalais Obizzi und richtete darin ein Bad für die kaiserliche Familie ein. Von da an wurde das Gebäude „Meidlinger Schloss“, zuweilen auch „Maria-Theresien-Schlössel“ genannt. Die Monarchin überliess einen Teil des Gebäudes ihrem Kammerzahlmeister Adam von Mayer. Gemeinsam mit dem Betreiber der 1672 gegründeten Linzer Wollzeugfabrik, Franz Paul von Stegner, richtete von Mayer hier eine Wollerzeugung mit Schäferei ein. Wegen mangelnder Rentabilität musste der Betrieb bereits 1772 wieder eingestellt und dem Hauptwerk in Linz angegliedert werden. Das Bad hingegen blieb bestehen.

1782, zwei Jahre nach Ableben Maria Theresias, stiess man im Bereich des Bades auf eine zweite Heilquelle; diese enthielt Eisen. Nun wurde die Anlage für die gesamte Bevölkerung zugänglich gemacht. Ab 1822 entstanden im Gartenbereich des Meidlinger Schlosses neue Bäderbauten, als Reminiszenz an die einstige Erbauerin „Theresienbad“ genannt. Das alte Schloss, respektive was davon die Zeit überdauert hat, wurde 1902 abgerissen. An die barocke Anlage erinnert heute einzig der geknickte Verlauf der Hufeland-/Theresienbadgasse, welcher der Gebäudeanordnung des einstigesn Schlosses entspricht.
Wie das Gartenpalais Obizzi und spätere Meidlinger Schloss aussah, kann kaum mehr nachvollzogen werden. Der auf der historischen Fotografie sichtbare Gebäuderest liefert wenig Aufschluss. Der Grundrissplan vermittelt zumindest eine Idee, wie die Räume angeordnet waren.
