
Erzherzogin Elisabeth Marie Henriette Stephanie Gisela war das einzige Kind, das aus der Ehe von Kronprinz Rudolf und Stephanie von Belgien hervorging. Sie wurde am 2. September 1883 auf Schloss Laxenburg bei Wien geboren. Das Mädchen, von ihrer Familie liebevoll „Erszi“ genannt, war erst fünf Jahre alt, als ihr Vater in Mayerling Selbstmord beging. Danach nahm ihr Grossvater Franz Joseph sie unter seine Obhut.

Erszi war ein sehr eigenwilliges Kind, entwickelte sich zu einer rebellischen jungen Dame und galt bald als das Enfant terrible der kaiserlichen Familie. Diese Unangepasstheit machte sie auch im Volk wenig beliebt. 1902 ehelichte sie Otto Fürst von Windisch-Grätz. Diese nicht standesgemässe Verbindung kostete sie den Titel der Erzherzogin. Sie nahm den Namen Fürstin Marie zu Windisch-Grätz an. 1911 erwarb sie Schloss Schönau, das zu ihrem dauerhaften Wohnsitz wurde. Aus der Ehe mit dem Fürsten gingen vier Kinder hervor, doch die Beziehung zerbrach 1924. Schon Jahre zuvor hatte Elisabeth Marie sich der sozialdemokratischen Arbeiterpartei angeschlossen. Nach dem Ende der Monarchie verfolgte sie sozialistische Ideale und unterstützte diese finanziell. Besonders setzte sie sich für die Rechte und die Selbstbestimmung der Frauen ein.
Nach ihrer Scheidung vom Fürsten ging Elisabeth Marie mit dem bürgerlichen Sozialdemokraten und Parteiredner Leopold Petznek eine Liebesbeziehung ein. Dies brachte ihr den Beinamen „Rote Herzogin“. Für die Sozialdemokraten war Elisabeth Marie ein repräsentatives „Aushängeschild“ und eine finanzkräftige Spenderin. Die ehemalige Erzherzogin sorgte für eine regelrechte Umverteilung des Habsburger-Vermögens innerhalb des Staates – zu Gunsten des arbeitenden Volkes und der Parteien, welche dessen Interessen vertaten.
Im Jahr 1929 erwarb Elisabeth Marie ein Gartenpalais an der Linzer Strasse, wo sie mit ihrem Geliebten, den sie erst 1948 heiraten wird, einzog. Die Tochter des Kronprinzen starb am 16. März 1963 in ihrem Wiener Palais und wurde auf dem Hütteldorfer Friedhof in einem auf ihren Wunsch hin unbeschrifteten Grab bestattet. Sie wollte von der Nachwelt vergessen werden.
