Der fidele Bauer

Operette in zwei Akten von Leo Fall


Vorspiel

Der Student. Auf der Dorfstrasse in Oberwang, einem Dorf in Oberösterreich im Jahre 1896. Der Zipfelhaubnbauer Scheichelroither tut alles, damit sein Sohn Stefan Pfarrer werden kann. Das ist aber nur möglich, wenn Stefans reicher Firmpate Lindoberer dabei finanziell kräftig Unterstützung bietet. Stefan hat nun das Gymnasium beendet und ist bereit zur Abreise nach Wien, um das Studium zu beginnen. Der Abscheid fällt den Beteiligten freilich nicht leicht, und Stefan ist’s besonders schwer ums Herz, als er seiner Schwester Annamirl für unbestimmte Zeit Lebewohl sagen muss. Sein stets fideler Vater aber sieht des Sohne Zukunft mit Zuversicht entgegen und erleichtert allen den Abschiedsschmerz durch Gesang.

Erster Akt

planet-vienna, historische aufnahme einer szene aus der operette der fidele bauer von leo fall
Historische Aufnahme einer Szene aus der Operette, um 1900/1910

Der Doktor. Auf dem Kirchenplatz in Oberwang im Jahre 1907. Jahrmarkt und Kirchweih sind heute zugleich. Einige Buben müssen in den Militärdienst einrücken, unter ihnen auch der junge Lindoberer. Die rote Lisi, die Kuhdirn, ist vor Ort und beobachtet mit ihrem Jungen das lustige Festtagstreiben. Es schmerzt sie, dass sie dem Knaben nichts kaufen kann und singt „Heinerle, Heinerle, hab kei Geld“. Es wollte sich keiner der vermögenden Bauern des Kindes annehmen. Nach den vergangenen elf Jahren erwartet der alte Scheichelroither seinen Sohn, den er seit der Abreise nach Wien nicht mehr gesehen hat. Stefan ist kein Pfarrer geworden, jedoch aber ein Arzt. Der Vater ist trotzdem sehr stolz auf seinen Sohn, und der Schwester Annamirl ist Stefans Würde zu Kopf gestiegen, dass sie nur noch mit ihrem Bruder tanzen will und nicht mehr mit Vinzenz, ihrer bisherigen Flamme. Stefan erzählt von seinem Studium, dem Bücherschreiben und den praktischen Erfahrungen.

Die anderen Bauern im Dorf finden, dass Stefan sehr fremd wirkt, aber sein Vater deutet alles zum Guten. Er ist aber gar nicht glücklich, als Stefan sogleich sagt, dass er in einigen Tagen bereits wieder abreisen und in Berlin die Tochter des Geheimrats Grunow heiraten will. Und schon merken allesamt, dass sich Stefan schämt für seine bäuerliche Familie, denn er lässt seinen Vater und die Annamirl merken, dass sie besser nicht zur Hochzeit kommen sollen. Der Vater ist sehr traurig darüber und nimmt sich zum Trost des kleinen Heinerle als Vater an.

Zweiter Akt

Der Professor. In einem vornehmen Zimmer bei Stefan in Wien. Er ist als Dozent an der Wiener Universität tätig und erwartet heute den Besuch seiner Schwiegereltern und seines Schwagers Horst. Bislang weiss nicht mal seine frau Friederike, woher und aus welchen Verhältnissen Stefan stammt. Doch schon bald hat er die Gelegenheit zur Offenbarung, denn unerwartet treffen zur gleichen Stunde wie die Herrschaften aus Berlin seine Verwandten aus Oberwang ein unter der Leitung von Lindoberer. Stefan ist verlegen und steht hilflos da. Friederike fasst sich aber gleich und empfängt Stefans Familie freundlich. Dessen Schwiegereltern und Horst rümpfen jedoch die Nase über die bäuerlichen Leute.

Grunow ist erbost, und seine Frau verlangt gar von Friederike, dass sie Stefan verlässt. Nun endlich tritt Stefan für seine Leute ein. Vater Scheichelroither aber spürt nun, was er duch sein Erscheinen angerichtet hat und will sogleich künftig selbst „im Winkerl“ stehen, da es sein Wunsch ist, den Sohn glücklich zu sehen. Als die hochmütige Gesellschaft des Bauern Gesinnung erkennen, sind sie beschämt und versöhnen sich sogleich mit Stefan und dessen Verwandtschaft. Und auch Annamirl versteht, was falscher Stolz bescheren kann und findet wieder zurück zu ihrem Vinzenz.