6. Bezirk, Capistran-/Fillgradergasse
Der Bezirk Mariahilf weist das ausgeprägteste innerstädtische Gefälle auf: Hier fällt das Gelände zum Wienfluss hinunter stellenweise steil um bis zu 30 Höhenmeter ab. Deshalb hat man im Zuge der Verbauung des Bezirks im 19. Jahrhundert mehrere Stiegenanlagen gebaut, welche die höher gelegenen Strassen und Gassen mit den tiefer gelegenen verbinden. Es entstanden einfache, wie auch repräsentative Anlagen. Zu letzteren sind etwa die Rahlstiege oder die Fillgraderstiege zu zählen.
Die Capistranstiege ist um 1906 angelegt worden. Im selben Jahr hat diese kurze Achse, welche von der Mariahilferstrasse zur Windmühlgasse führt, einen eigenen Namen erhalten – Capistrangasse, benannt nach dem einflussreichen Franziskanerprediger Johannes Capistran (1386-1456). Zuvor war sie der Windmühlgasse zugeordnet gewesen. Die Stiegenanlage mündet in die Fillgradergasse. Die in kubischen Formen mit Zwischenpodesten angelegte Stiege weist Züge des Jugendstils auf. Heute ist die Treppenanlage farblich gestaltet. Mehrere Vertreter der Street-Art-Szene haben hier gewirkt. Die Sprayereien dehnen sich stellenweise bis auf die flankierenden Gründerzeithäuser aus. Ob und inwifern diese gestalterischen Interventionen dem Erscheinungsbild der historischen Treppenanlage zuträglich sind, liegt im Ermessen des Betrachters.