1. Bezirk, Friedrichstr. 6
An prominenter Lage zwischen Oper und Karlsplatz sperrte 1899 das Café Museum seine Türen auf. Mit der Gestaltung wurde der Feind der Ornamente, Adolf Loos, betraut, welcher damit wieder einmal für ganz viel Gesprächsstoff in der prunkverwöhnten Wiener Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts sorgte. Das Kaffeehaus wurde mit kühlen Materialien, geraden und klaren Linien ohne Zier und Schmuck ausgestaltet und erhielt bald den Beinamen „Café Nihilismus“. Aber ein Wiener fühlt sich ja erst wohl, wenn er raunzen kann, und so blieben die Gäste natürlich keineswegs aus. Im Café Museum traf sich alles, was Rang und Namen hatte. Altenberg, Kraus, Lehár, Straus, Marischka, Canetti, Wedekind, Klimt, Kokoschka und viele andere Kunstschaffende verbrachten lange Nachmittage an ihren Stammplätzen. Diese Tradition hielt ein ganzes Jahrhundert an bis es im Herbst 2003 hiess, das mittlerweile verstaubte, aber nach wie vor beliebte Café Museum würde zusperren. Laut wurde geschimpft.
Einige Monate passierte nichts hinter den verschlossenen Türen, doch dann ging das Gerücht um, die Einrichtung würde herausgerissen. Ein neuer Aufschrei unter den Stammgästen und auch Denkmalschützer. Die meisten jedoch wussten gar nicht, dass die Einrichtung schon lange nicht mehr diejenige von Adolf Loos war, sondern die vom Architekten Josef Zotti, welcher das Café in den 1930er Jahre neu ausstattete. Diese wurde ausgebaut und im Hofmobiliendepot ausgestellt. Das Café Museum wurde komplett erneuert und dabei möglichst in den ursprünglichen Zustand von 1899 zurückversetzt. Das ist nicht schlecht gelungen: Charakteristische Messinglampen, Messingbänder an der Decke, grün gestreifte Tapeten, Bugholzsessel nach Thonet, Fischgrätparkett – alles so detailgetreu wie möglich. Bänke gibt es keine, sondern ausschliesslich die genannten Stühle, welche grundsätzlich eher unbequem sind. die Atmosphäre ist ziemlich steril, fehlt doch das gewisse Etwas, das ein Wiener Kaffeehaus einfach haben muss. Die grantigen Ober, die hier servierten, wurden durch junges, aber freundliches und aufmerksames Personal ersetzt.
Wie dem auch sei, Wien hatte das Café Museum wieder, das Café Museum jedoch seine Stammgäste nicht mehr. Diese haben sich ein anderes Stammlokal gesucht, denn die Loos-Replik konnte dem Zotti-Original bei weitem nicht das Wasser reichen. So fanden halt eher Touristen oder Wiener Gelegenheitskaffeetrinker den Weg ins Café Museum. Und die alle glaubten, sie sässen in einem Original von Loos.
Im Dezember 2009 schloss das Café schliesslich erneut seine Türen, da der erhoffte Erfolg nach dem Umbau ausblieb. Unter der Leitung von Café Landtmann-Chef Berndt Querfeld wurde das Interieur umgestaltet und ohnehin das ganze Lokal generalsaniert. Im Oktober 2010 wurde das Café Museum erneut eröffnet. Die jetzige Einrichtung orientiert sich am Original von Zotti.