1. Bezirk, Michaelerplatz 2
Das traditionsreiche ehemalige Kaffeehaus Griensteidl wurde 1847 im Palais Dietrichstein, dem Vorgängerbau des heutigen Palais Herberstein, vom Apotheker Heinrich Griensteidl eröffnet. Das Kaffeehaus genoss von Anfang an grosse Popularität und war Treffpunkt prominenter Gäste. Bereits ein Jahr nach Eröffnung wurde das Lokal in „Café National“ umbenannt und avancierte zu einem bevorzugten Treffpunkt für Künstler aller Disziplinen. Aufgrund des regen Zulaufs von Kreativen erhielt es bald den scherzhaften Beinamen „Café Grössenwahn“. Im Zuge des grossen Baubooms des Historismus in Wien wurde das Palais Dietrichstein 1897 abgerissen. So verschwand auch das Kaffeehaus aus dem Stadtbild, und die Stammgäste waren gezwungen, sich neue Treffpunkte zu suchen.
Fast ein Jahrhundert lang blieb das Café Griensteidl Geschichte, bis es 1990 im Palais Herberstein – also am selben Ort – wiedereröffnet wurde. Ähnlich wie beim Café Central wurde das neue Griensteidl in der ehemaligen Schalterhalle einer Bank eingerichtet. Trotz intensiver Bemühungen, den alten Wiener Kaffeehaus-Charme von einst zu rekonstruieren, war von der ursprünglichen Atmosphäre, welche sich vor allem durch die illustre Gästschar ausgezeichnet hatte, kaum mehr etwas zu spüren. Zwar gelang es, optisch ein klassisches Wiener Kaffeehaus zu schaffen, doch das Ambiente wurde nun weitgehend von Touristen bestimmt. Ende Juni 2017 gab die Betreiberin Do & Co bekannt, das Café Griensteidl endgültig zu schliessen. Damit verschwand abermals ein traditionsreiches Kaffeehaus aus dem Stadtbild Wiens.