Café Engländer

1. Bezirk, Postgasse 2

planet-vienna, das cafe englaender in wien

Es ist nie zur Kaffeehauslegende geworden, das Café Windhaag im 1937 von Hermann Steigholzer im Stile der „Neuen Sachlichkeit“ erbauten Gebäude an der unteren Postgasse. Es soll dem Fredl Engländer gehört haben, ein Nichtsnutz aus gutem Hause, der trotz seiner Faulheit ein gewisses Ansehen genoss – wohl wegen seines Charmes. Seine Frau Salomea Engländer soll eine angesehene Salondame gewesen sein. Ihr (angebliches) Porträt hängt bis heute prominent an einer Wand im Gastraum. Doch das Ehepaar Engländer hat als solches nie existiert, es ist der Fantasie des heutigen Betreibers entsprungen.

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Das einstige „Windhaag“ gehörte der bekannten Wiener Gastronomenfamilie Koranda. Auch wenn es nicht zu den bekannten Café-Adressen Wiens gehörte, zählte es einige Persönlichkeiten aus der Wiener Kulturszene wie Karl Farkas oder Maxi Böhm zu seinen Stammgästen. Bekannt war das Lokal für seine grosszügigen Öffnungszeiten von 6.30 bis 24 Uhr. Vor allem in den 80er-Jahren hatte das Windhaag keinen guten Ruf, wurde als schmuddelig und heruntergekommen wahlrgenommen.

Anfang der 90er war Schluss mit dem „Windhaag“. Attila Corbaci und Christian Wukonigg, zwei stadtbekannte Namen innerhalb der Gastro-Szene, zauberten im Jahre 1991 aus dem ehemaligen Windhaag das „Engländer“, benannt nach dem legendären Windhaag-Gründer. Es entstand ein schickes Kaffeehaus mit Loungebereich, Billardzimmer und einer Bar des bekannten Künstlers Walter Pichler. Einiges wurde vom „Windhaag“ übernommen, jedoch aufgepeppt und mit Edlerem ergänzt. Doch bereits fünf Jahre später brach der Konkurs über das Projekt „Engländer“ herein.

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2002 unternahm Christian Wukonigg einen neuen Anlauf, suchte sich einen Sponsor und eröffnete das „Engländer“ neu. Die Pichler-Bar wurde freigelegt und das Kaffeehaus wieder in einen würdigen Zustand zurückversetzt. Das Café schaffte es, erneut eine Art Kultstatus zu erlangen und gehört heute wieder ganz zur Wiener Kaffeehaus-Szene. Bekannt ist es vor allem für seine überdurchschnittlich gute Küche. Einrichtungsmässig ist es auf den ersten Blick zurückhaltend und eher unspektakulär, entfaltet aber beim genaueren Hinsehen eine gewisse Erhabenheit und Eleganz. Allein die Thonetstühle, die rot und grün bezogenen Sitzbänke und die klassisch gekleideten Ober machen das „Engländer“ zum echten Kaffeehaus.

Über Gästemangel beklagt man sich hier zu keiner Zeit, es herrscht den ganzen Tag über reger Betrieb. Die Klientel setzt sich aus Einheimischen sowie Kunst- und Kulturmenschen zusammen. Die Stammgäste werden gerne „Engländer“ genannt.


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