Bäckerkreuz

8. Bezirk, Florianigasse 13

planet-vienna, das baeckerkreuz an der florianigasse

Das Bäckergewerbe in Wien ist seit Jahrhunderten nachgewiesen. Brot und Kuchen wurden rund um die Stephanskirche bereits in der ersten Hälfte des 13. Jh. verkauft, und am Graben existierte ein Brothaus. Spätestens Mitte 15. Jh. verfügten die Wiener Bäcker über ein eigenes Zunfthaus an der Krugerstrasse. Jedoch bereits früher hatte an der Stelle der heutigen Währinger Strasse 42 eine gotische Wegsäule existiert, welche dem Wiener Bäckergewerbe gewidmet war. Sie ist mit 1506 datiert und verweist laut Inschrift auf einen Paul Lundler, Zechmeister der Bäcker. Das Gebäude, vor dem die gotische Steinsäule stand, diente als Lazarett und wurde Bäckenhäusel genannt. Die Bezeichnung ging vermutlich auf dieses Bäckerkreuz zurück. Nach dem Abbruch des Bäckenhäusels im Jahre 1907 wurde die gotische Säule in einem städtischen Depot eingelagert.

1933 überliess sie die Stadt Wien der Bäckerinnung, welche sie im Innenhof ihres Sitzes an der Florianigasse 13 im 8. Bezirk aufstellte. Dort ist sie noch immer zu betrachten, wird jedoch von der Öffentlichkeit so gut wie nicht wargenommen. Es handelt sich um das älteste plastische Kulturdenkmal in der Josefstadt.

planet-vienna, das baeckerkreuz an der florianigasse

Eine genauere Betrachtung der gotischen Gedenksäule bringt Interessantes ans Licht. Der hoch auf dem Schaft platzierte kubische, mit einem eisernen Kreuz bekrönte Aufsatz weist auf allen vier Seiten spitzbogige Kartuschen auf. Zwei von ihnen sind leer, die anderen zeigen Reliefdarstellungen vom Schmerzensmann und vom heiligen Nikolaus, dem Patron der Bäckersleute. Am oberen Ende des Schaftes ist eine Bretzel als Zunftzeichen eingemeisselt, unterhalb davon die Widmung für Paul Lundler. Trotz ihres verwitterten Zustandes konnten die bald nicht mehr lesbaren Inschriften noch rechtzeitig entziffert werden. Im Feld unterhalb des Schmerzensmannes ist – später hinzugekommen – zu lesen: Sag Gott dem Herrn dannch dass Raab ist gechommen in der Christen Handt den 29. Marzii 1598. Die Inschrift soll auf Geheiss Kaiser Rudolfs II. angebracht worden sein. In besagtem Jahre gelang es ihm, die im Zuge der ersten Türkenbelagerung eingenommene Stadt Raab, heute Györ, zurückzuerobern. Sämtliche Wegkreuzte sollten diese Inschrift tragen. Dadurch wollte sich der Kaiser als Sieger über die Türken verewigen.


planet-vienna, das baeckerkreuz an der florianigasse
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