2. Bezirk, Obere Augarstenstrasse
Kaiser Matthias liess Anfang des 17. Jahrhunderts in den ausgedehnten Donauauen ein Jagdhaus errichten. Einige Jahrzehnte später, von 1654 bis 1657, wurde es unter Ferdinand III. um eine Gartenanlage erweitert. Sein Nachfolger Leopold I. erweiterte das kaiserliche Jagdgebiet durch den Erwerb der angrenzenden Trautson’schen Gärten und liess an ihrer Stelle einen barocken Lustpark anlegen. Nach dem Vorbild des Trautson’schen Gartenpalais ordnete er den Bau eines kleinen Schlosses an, das er „Kaiserliche Favorita“ nannte. 1683 wurde die gesamte Anlage im Zuge der Türkenbelagerung zerstört, nur die Grundmauern blieben erhalten. Kaiser Joseph I. liess um 1705 das Schloss und die Parkanlage wiederherstellen. Joseph II. ordnete 1775 an, den Park für die Öffentlichkeit freizugeben.
Ein Teil der Favorita wurde im 18. Jahrhundert in einen Gartensaal umgewandelt, in dem regelmässig Morgenkonzerte stattfanden, die zeitweise von Mozart persönlich dirigiert wurden. Nach 1820 avancierte der Gartensaal zum Schauplatz der traditionellen 1.-Mai-Konzerte, bei denen vor allem Werke von Johann Strauss Vater gespielt wurden. Im ehemligen Gartensaal hate heute die Porzellanmanufaktur Augarten ihre Werksräume.
Im Jahr 1712 beauftragte Karl VI. den bedeutenden Gartenarchitekten Jean Trehet, der bereits die Parkanlagen von Schönbrunn und des Belvedere entworfen hatte, den Augarten nach französischem Vorbild neu anzulegen. Es entstand eine grosszügige barocke Gartenanlage mit einem prächtigen Parterre und weiten Baumalleen, die sternförmig von einem zentralen Platz ausgingen – ganz im Stil von Versailles und anderen französischen Lustgärten. In der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1830 wurde der Park von einem verheerenden Hochwasser verwüstet. Das Wasser stand bis zu 1,75 Meter hoch stand.
Auch der Zweite Weltkrieg hinterliess tiefe Spuren im Augarten: Schuttberge wurden im Park abgelagert, 16 Gleise mussten angelegt werden, um das Material für den Bau der beiden gewaltigen Flaktürme anzuschaffen, die bis heute das Bild des Augartens prägen. Zwischen den edlen Baumreihen entstanden ganze Barackensiedlungen. Gegen Ende des Krieges rollten tonnenschwere Panzer durch den Park. Hunderte Kriegsopfer wurden hier in Massengräbern bestatten. Heute erinnern nur noch die beiden düsteren Flaktürme an diese Zeiten. Ihre wuchtige, massive Präsenz bildet einen faszinierenden Kontrast zur akribisch gepflegten Botanik der Gartenanlage. Im Augartenpalais (Palais Leeb), haben die weltberühmten Wiener Sängerknaben ihr Zuhause.