Der Stiftsbaumeister des Schottenstifts an
der Freyung, Andreas Zach (25.9.1736 – 16.2.1797), erbaute in den Jahren
1773 und 74 nach Plänen von Franz Zach ein an die
Schottenkirche
angeschlossenes Wohnhaus für das Stift, ein so genanntes Prioratshaus.
Bei der Konzeption des Gebäudes wich Zach von den damals für den
Hochbarock üblichen Merkmalen ab, indem er alle Geschosse des Hauses
ähnlich aufbaute und die Ecken der Fassade stark abrundete. Die Höhe
aller Etagen ist fast gleich, und die Fensterachsen verlaufen von oben
bis unten so gut wie identisch, und eine Beletage wird nicht
gekennzeichnet. Der Grund dazu war nicht alleine die Idee Zachs, sondern
eine Bauverordnung, welche in Kraft getreten war und vorschrieb, bei
Neubauten den Raum so gut wie möglich zu nutzen, also keine überhohen
Repräsentativetagen- und räume einzuplanen.
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Die Wiener Bevölkerung war jedoch empört von
der für damalige Verhältnisse auffallenden Schlichtheit der Fassade und
nannte das Haus spöttisch „Schubladkastenhaus“, weil die Form und die
Aufteilung des Gebäudes in der Tat an eine mehrgeschossige Kommode
erinnern.
Für das heutige Auge passt das barock-klassizistische Prioratshaus
hervorragend in das Ensemble der Freyung hinein. Das prachtvolle Portal
im Zentrum des minim hervortretenden Mittelrisalites, welcher von einem
grossen Dreiecksgiebel überdacht und mit Pilastern gegliedert ist,
sticht aus dem rustifizierten Erdgeschoss und dem Mezzanin hervor. Die
Symmetrie des Gebäudes wird zusätzlich betont durch drei grosse
identische Schornsteine auf dem Dachgiebel. Heute befinden sich im
Erdgeschoss eine Apotheke und ein Kräuterhaus.
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