Gemäss einer urkundlichen Erwähnung besass das
Schottenstift bereits um 1100 ein Landgut im heutigen Breitenlee. Der Besitz
weitete sich aus, doch nachdem die Siedlung um 1458 durch die Ungaren und um
1529 durch die Türken zweimal vollständig zerstört worden war, liess es das
Schottenstift brach liegen. Erst nach Ende der zweiten Türkenbelagerung um
1683 hauchte das Schottenstift der Siedlung wieder Leben ein. Ab 1696 liess
der Abt des Schottenstifts, Sebastian Faber, in Breitenlee einen Gutshof,
ein Gasthaus und eine Kirche erbauen. Die Kirche wurde in kleinerer Form der
Schottenkirche an der Freyung nachempfunden. Um 1699 war das Bauwerk
vollendet und wurde unter dem Patrozinium der hl. Anna vom Wiener Neustädter
Bischof Franz Anton Graf von Puchheim feierlich eingeweiht. Somit erfuhr die
Ortschaft Breitenlee eine Reinkarnation. Doch aufgrund kircheninterner
Streitereien gehörte Breitenlee 84 Jahre lang der Pfarre Gerasdorf an. Erst
im Zuge der Josephinischen Reformen wurde die Kirche um 1783 zur Pfarrkirche
erhoben.
Die Annakirche von Breitenlee ist nördlich des
Donaustroms die einzige Kirche Wiens mit Doppeltürmen. Sie weist äusserlich
einfache barocke Formen auf. Auch im Inneren trifft man auf zurückhaltende
Schlichtheit. Der Hochaltar ist aus Holz angefertigt und trägt ein Grosses
Gemälde der hl. Anna. Interessant ist der Volksaltar, welcher mit den
Figuren der vier Evangelisten geschmückt ist, die zuvor an der Kanzel
angebracht waren. Zum ältesten Inventar aus der Erbauungszeit gehören die
Kanzel und das Gitter aus Schmiedeeisen an der Orgelbrüstung. Die vier
Glocken in den Türmen stammen ebenfalls aus jener Zeit.
Um 1807 wurde neben der Kirche ein kleiner Friedhof angelegt, auf welchem
die Geistlichen des Schottenstiftes ihre letzte Ruhe fanden.
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