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Palais Arnstein
(Palais
Natorp)
1. Bezirk, ehem. Hoher
Markt 1
Der jüdische Wiener
Bankier Nathan Arnstein gründete um 1773 zusammen mit der
Bankiersfamilie Eskeles eine sehr erfolgreiche Grosshandelsfirma, und
selbst der Kaiser gehörte zur Kundschaft. Nachdem Arnstein um 1795 in
den Adelsstand erhoben worden war und sein Vermögen und Ansehen
kontinuierlich stieg, war ein repräsentativer Wohnsitz vonnöten. Da aber
trotz Ansehen und Reichtum die Rechte der Juden eingeschränkt waren und
es ihnen nicht erlaubt war, Immobilien zu kaufen oder zu erbauen,
entschied sich das Ehepaar Arnstein für die Miete des 1796 fertig
gestellten Stadtpalais des reichen Grosskaufmanns Franz Wilhelm von
Natorp am Hohen Markt. Schon bald entwickelte sich das Palais zu einem
beliebten Treffpunkt der Wiener Gesellschaft, denn die Frau Nathans,
Fanny von Arnstein, war eine adrette und lebensfrohe gebürtige
Berlinerin, welche sich durch ihren Esprit und ihr offenes Auftreten grosser Beliebtheit und Popularität erfreute und so in der Wiener
Gesellschaft ganz besonderes Ansehen erlangte. |
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Dies hielt an bis zur schweren Wirtschaftskrise nach dem Krieg. Die
Firma Arnstein und Eskeles ging Konkurs. Und als Im Juni 1818 Fanny
Arnstein verstorben war, wurde es still im Palais Arnstein am Hohen
Markt. Das Haus war ja immer noch im Besitz der Familie Natorp, welche
um 1860 eine Hälfte des Palais an die Brüder Karl und Gustav Voigt
verkaufte. Um 1862 kauften diese auch die andere Hälfte und waren fortan
die Alleinbesitzer des Hauses. Im Parterre wurde die Drogerie „Zum
schwarzen Hund“ eingerichtet, welche in Wien eine populäre Adresse
wurde. Ansonsten ist das Palais Arnstein zu einem normalen Wohnhaus
geworden, und nichts erinnerte mehr an die rauschenden Arnstein’schen
Spektakel, die hier einst stattfanden.
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Zustand nach dem Brand um 1945 |
Im April 1945 brannte
das Palais nach einem Bombenhagel vollständig aus und blieb als totes
Mauerwerk jahrelang stehen. Es wurden Pläne geschmiedet, das
herrschaftliche Haus wieder aufzubauen, was jedoch nicht realisiert
wurde. 1952 wurde die Ruine demoliert an ihrer Stelle ein kalter,
unscheinbarer Neubau hingepflastert, welcher zur Entstellung eines der
einst schönsten Plätze Wiens das Seinige beiträgt.
Das Palais Arnstein war
ein stattlicher viergeschossiger Empire-Bau. Seine Erscheinung war
schlicht aber durchaus elegant. Das Portal wurde von Säulen flankiert
und wurde von einem Balkon überdacht. Die Fassade hatte neun
Fensterachsen ohne nennenswerten Fensterschmuck. Die Attika wurde von
zwei grossen Steinvasen, einer grossen Kartusche und der Jahreszahl 1796
„ANNO MDCCLXXXXVI“ bekrönt.
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